Casino Royale
Ein großer Schnitt in der James Bond Reihe - back to the roots. Nr 6 versucht sich in der Rolle von James Bond. Nachdem Pierce Brosnan keine weitere Vertargsverlängerung mehr bekam, ist nun Daniel Craig an der Reihe - und fällt aus der Reihe. er ist blond, muskulös und erinnert ein wenig an die russischen Bösewichter aus dem kalten Krieg. Stark kritisiert und doch hoch gelobt. Man ist in diesem Film zu den Anfängen zurück gekehrt. Wie wurde Bond 007? Ein Daniel Craig hätte nicht einfach die Rolle von Brosnan weiter machen können, aber durch diesen Spagat zurück zum Anfang ist es doch gelungen, ihn sehr gut einzuführen. Auch wenn man nicht in die 60er Jahre zurückkehrt, das hätte nicht funktioniert, erlebt Bond seinen Aufstieg zu 007 in der modernen Zeit. Es ist ein neuer Bond und für die Zukunft sind alle Möglichkeiten dadurch offen. Es fehlen zwar ein paar gewohnte Gimmicks, wie etwa Moneypenny oder gar Q, auch die Eingangssequenz fehlt, aber es entwickelt sich. Sensationell der der Soundtrack, wenn sich am Ende doch die alte Bondmusik anschleicht und dann mit voller Wucht kommt...aber da ist der Film zu Ende. Es ist gelungen...und wir sind gespantn auf die Fortsetzung. Craig hat eine Vertragsverlängerung bekommen.
Zum Inhalt
James Bond ist zurück, im wahrsten Sinne des Wortes. Casino Royale markiert die Rückkehr zu Ian Flemings ursprünglicher Bond-Romanfigur. Dort war der britische Geheimagent bei weitem nicht der Charmeur und unwiderstehliche Liebhaber der Roger Moore und Pierce Brosnan Ära; ein Party Löwe, der im Alleingang gigantomanisch veranlagte Megaschurken mit einem müden Lächeln erledigte, während sein eigentliches Interesse den berüchtigten Bond Girls galt. Der echte Bond trägt hingegen, überspitzt formuliert, starke Züge eines hemdsärmeligen Psychopathen; ein beziehungsunfähiger seelischer Krüppel, der im Zweifelsfall, eher widerwillig, auch im Smoking eine gute Figur abgeben kann. Casino Royale stellt nun die spannende Frage, wie Bond zu dem wurde was er ist.
Kurz umrissen zeichnet der Film also die Geburt des Geheimagenten nach und beginnt am Anfang. Bond ist noch ein unbeschriebenes Blatt beim MI6. Er muss sich zunächst bewähren und erhält nach zwei routiniert abgearbeiteten Aufträgen den 007 Status. Seine erste große Mission führt ihn zu Le Chiffre, einem Bankier weltweit operierender Terroristen. Um Le Chiffre zu stoppen und das Terror-Netzwerk zu zerschlagen, muss Bond seinen Widersacher bei einem Pokerspiel im Casino Royale niederringen. Bonds Umgang mit den ihm zur Verfügung gestellten Steuergeldern, wird dabei, zu seinem Unmut, von einer zufälligerweise ausnehmend attraktiven Beamtin des britischen Schatzamtes überwacht.
Der entscheidende Schachzug für das Gelingen dieser mutigen Annäherung an den Stoff, war die Verpflichtung des britischen Schauspielers Daniel Craig. Bei Craig hat man immer den Eindruck, als sei er aus einem Granitstein herausgearbeitet worden: ideale Voraussetzungen also für eine hardboiled Variante des über die Jahrzehnte bis zur Unkenntlichkeit weichgespülten Helden. Dazu kommt ein überraschend intelligentes Drehbuch, das im Kern ein brilliant ausgearbeitetes Kammerspiel in sich trägt: die Konfrontation zwischen Bond und Le Chiffre im Casino. Der eigentliche Clou jedoch ist die Einführung einer Frauenrolle, die durch ihre Widersprüchlichkeit den männlichen Hauptfiguren den Rang abläuft. Eva Green verkörpert diese Frau, und es ist die Chemie zwischen ihr und Daniel Craig, die den Film trägt. Immer dann wenn Casino Royale in Schieflage zu drohen gerät, tritt schließlich Regisseur Martin Campbell auf den Plan und bremst die Geschichte mit ironischen Einschüben elegant ein. Selbst eine schmerzhaft anzusehende Foltersequenz bekommt unter Campbells Führung eine wunderbar leichte Note ohne ihren dramaturgischen Gehalt für die Geschichte zu schmälern vielleicht das größte Verdienst des Films.
Man kann ganz sicher einwenden, dass Casino Royale zu
lang geraten ist, dass der Höhepunkt am Ende im Vergleich zum
Mittelteil ein wenig abfällt und dass es ein paar
Ungereimtheiten im Storytelling zu entdecken gibt. Alles richtig
und dennoch gilt festzuhalten: Casino Royale hat das
scheinbar unmögliche vollbracht und einer totgeglaubten
Filmreihe neues Leben eingehaucht. Eine bemerkenswerte Leistung.
--Thomas Reuthebuch